hier die geplante Rede von Dalida Dittmar:
Herr Vorsitzender, meine Damen und Herren,
in den letzten Monaten konnte man immer wieder über invasive Arten in den lokalen Zeitungen lesen. Sei es, dass das beruflichen Gymnasium hier in GG sich auf die Suche nach ihnen gemacht hat, sei es über angerichtete Schäden, sei es wegen gesundheitlicher Gefährdung oder sei es über die Vertreibung einheimischer Arten.
Schauen wir uns aber erst einmal die Begrifflichkeiten an:
In der Wissenschaft wird unter Invasion der gesamte Prozess der Besiedlung eines neuen Gebietes durch gebietsfremde Organismen verstanden.
Zwei Formen sind dabei zu unterscheiden.
Erstens das natürliche Erschließen neuer Lebensräume aufgrund veränderter Bedingungen, zum Beispiel durch Abwechseln von Warm- und Eiszeiten in der Erdgeschichte. Diese Prozesse gehen sehr langsam vor sich und so kann sich ein Ökosystem langsam umstellen. Ein schönes Beispiel für eine Warmzeit hier ist die Grube Messel!
Die zweite Form sind – absichtlich oder unabsichtlich – durch den Mensch eingeschleppte Arten, Neobiota genannt. Das können Nutzpflanzen, Zierpflanzen, zum Jagen ausgesetzte Tiere oder als blinde Passagiere an Schiffsrümpfen oder in Containern eingeschleppte Arten sein. Kartoffel, Essigbaum, Waschbär oder pazifische Auster seien Beispiele hierfür. An der Kartoffel können wir sehen, dass nicht alle eingeschleppten Arten Schaden anrichten, erst, wenn sie unerwünschte Auswirkungen haben, spricht man von invasiven Arten.
Zum Einen gelten Arten als invasiv, wenn sie in Biotope oder Ökosysteme eindringen und einheimische Arten verdrängen. Sie gelten als große Gefahr für die biologische Vielfalt und es wird davon ausgegangen, dass ihre Ausbreitung als zweitgrößte Ursache für den weltweiten Artenschwund anzusehen ist. Als Beispiel seien hier zwei Einwanderer aus Nordamerika genannt, der Signalkrebs und der Kamberkrebs, die südlich von Gernsheim in der Weschnitz den einheimischen Flusskrebs bereits soweit verdrängt haben, dass dieser vom Aussterben bedroht ist.
Zum Anderen werden Arten als invasiv bezeichnet, wenn sie ökonomische oder gesundheitliche Probleme verursachen. Jeder kennt inzwischen Riesen-Bärenklau und Beifuß-Ambrosie, erster kann zu schweren Hautverbrennungen führen, zweite ist stark allergieauslösend. Übrigens sind diese beiden Pflanzen meines Wissens die einzigen invasiven Arten, über die die untere Naturschutzbehörde aufgeklärt hat, und zwar im Artikel vom 16. August 2017.
Als Beispiel für ökonomische Probleme sei die Nilgans genannt, diese frisst die Kräuter der Frankfurter Grünen Soße so gerne, dass sie es Anfang März mit dem Schaden, den sie anrichtet, bis in die Hessenschau schaffte.
2016 hat sich die EU des Themas „invasive Arten“ angenommen und diverse Listen erstellt. Eine benennt noch nicht aufgetretene Arten, die möglichst früh zu erkennen, unverzüglich und nachhaltig zu beseitigen und über das Umweltministerium der EU-Kommission zu melden sind. Das Ziel ist, eine Etablierung dieser Arten unter allen Umständen zu verhindern.
Eine weitere Liste benennt Arten, die bereits weit verbreitet und nicht mehr wegzubekommen sind, auf die Verbreitungsgebiete aber unbedingt begrenzt bleiben sollen. Da fallen mir die Waschbären hier im Kreis ein, mehrere hundert soll es inzwischen geben. Die EU hat sie in die Liste der 100 schlimmsten invasiven Arten aufgenommen, wo sie als unerwünschte Spezies eingetragen wurden. Hier im Kreis streitet man darüber, ob Jäger die laut EU unerwünschte Spezies rigoros bejagen sollen, oder ob Schonzeiten einzuhalten sind.
Hier noch ein paar Zahlen:
In der gesamten EU gehen Experten je nach Quelle von rund 12 bis 13.000 gebietsfremden Arten aus, von denen etwa 15 Prozent als invasiv eingestuft werden, das sind immerhin 1.800!
In Deutschland sind mindestens 168 Tier- und Pflanzenarten bekannt, die nachweislich negative Auswirkungen haben. Sie sind in der sogenannten schwarzen Liste oder auch Aktionsliste aufgeführt.
Schauen wir uns nur die Pflanzen, also die Neophyten an, so gibt es in Deutschland 39 als invasiv eingestuften Arten, 29 davon sind schon so weit verbreitet, dass eine Bekämpfung mit dem Ziel der Ausrottung unrealistisch ist. Maßnahmen gegen solche Vorkommen sollen sich deshalb nach Auffassung des Bundesamtes für Naturschutz auf schützenswerte Bereiche beschränken.
Zehn invasive Pflanzenarten kommen bisher nur kleinräumig vor, bei ihnen ist eine Etablierung und Ausbreitung konsequent und nachhaltig zu bekämpfen und zu beseitigen.
Die Schäden werden in Deutschland und in der gesamten EU zunehmend größer. Sowohl die ökologischen als auch wirtschaftlichen und gesundheitlichen Bedrohungen steigen. Die EU-Kommission beziffert allein den ökonomischen Schaden auf rund zwölf Milliarden Euro pro Jahr. Es wäre interessant zu erfahren, wie es hier im Kreis aussieht.
Meine Damen und Herren, da ein paar Zeitungsartikel nicht ausreichen, um sich ein wirklich vollständiges Bild zu machen, haben wir diesen Antrag eingebracht.
Zeigen Sie mit Ihrem Abstimmungsverhalten, ob Sie dieses Thema genauso wichtig finden wie Haltestellenhäuschen, oder ob Ihnen das Thema genauso egal ist wie Linksextremismus, Gülenbewegung oder was der Kauf von Elektrofahrzeugen anrichtet!
Vielen Dank!