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Antrag: Schluss mit Schreiben nach Gehör an Grundschulen

Hier die Rede von Irmgard Horesnyi zu unserem Antrag „Schluss mit Schreiben nach Gehör an Grundschulen“ in der Kreistagssitzung vom 20.5.2019

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Hier die Rede in Schriftform (es gilt das gesprochene Wort):

Herr Vorsitzender, meine Damen und Herren,

in dem weltfremden Glauben, dass Wisasen und Können von ganz alleine kommen, wurde vor einigen Jahrzehnten das Schreiben nach Gehör an den Grundschulen vieler Bundesländer eingeführt. Als Verfechter trat besonders Jürgen Reichen in Erscheinung, der behauptete, daß Kinder um so mehr lernen, je weniger sie belehrt würden.

Wenn man diesen Gedanken konsequent fortsetzt, wird der Lehrer bestenfalls zu einem Lernmaterialbereitsteller. Daß John Hattie in seiner berühmten MetaStudie zu der ganz gegenteiligen Auffassung kommt, nämlich daß der Lehrer und die Qualität seines Unterrichts den entscheidenden Unterschied beim Lernen machen, möchte ich hier anmerken aber nicht weiter vertiefen.

Im Fall des Schreiben Lernens kommt als unüberbrückbare Schwierigkeit hinzu, daß die Schreibweise von deutschen und um so mehr die von eingedeutschten Wörtern keineswegs phonetisch ist. Wer glaubt, daß geschrieben wird, wie man spricht, unterliegt einem großen Irrtum. In der deutschen Sprache gibt es nur eine lose Übereinstimmung zwischen Lautung und Schreibweise. Allenfalls 7 Prozent der deutschen Wörter werden „lauttreu“ geschrieben.

Das bedeutet, wer scheinbar lauttreu schreibt, schreibt fast immer falsch. Wer korrekt schreiben möchte, darf eben nicht nach Gehör schreiben, sondern muß die Schreibweise lernen. Ein Schreiben nach Gehör kann selbst bei guten oder sehr guten Deutschkenntnissen nur zu halbrichtigen Ergebnissen führen.

Kinder, die unter solchen erschwerten Bedingungen Schreiben nach der Grundschule gut erlernt haben können zu Recht stolz darauf sein. Meist sind dies Kinder, die Deutsch als Muttersprache sprechen und Freude am Lesen haben. Und selbst diese werden das, was man doch angeblich verhindern wollte. Sie werden frustriert, wenn sie in den fünften Klassen feststellen, daß sie doch viele Wörter falsch eingeübt haben, und sie nun umlernen müssen.

Doch wie sieht es unter solchen Umständen für Kinder aus, die nicht diese guten Voraussetzungen mitbringen. Die Kinder, die eine Lese-Rechtschreibschwäche haben und die Kinder, die Deutsch schlecht beherrschen, oder die, bei denen beides zusammen kommt? Frustration und Schreibhemmung sind die traurige Folge!

Es gibt viele Lehrer, die zu der Überzeugung gelangt sind, daß „Schreiben nach Gehör“ die Lese-Rechtschreibschwäche fördert oder sogar zum Ausbruch bringt. Eine Studie der Uni Bonn hat ergeben, daß Schüler Rechtschreibung am besten lernen, wenn sie mit der klassischen Fibelmethode unterrichtet werden. Dabei lernen sie einen Buchstaben nach dem anderen, der Grundwortschatz wird systematisch eingeübt.

Wer profitiert nun vom Schreiben nach Gehör? In erster Linie sind das Lerntherapiepraxen und Nachhilfelehrer, die davon leben, daß sie versuchen, die antrainierte falsche Schreibweise aus den Kindern wieder herauszubekommen. 

„Lesen durch Schreiben“ benachteiligt ohnehin schon Benachteiligte

Wer Chancengleichheit will, darf sich als Lehrer nicht verweigern und die Kinder sich selbst überlassen. Richtig lesen und schreiben zu können ist die Voraussetzung für jede weitere sprachliche Bildung. Auch der Lehrerverband fordert nunmehr die Rückkehr zur Fibel.

Wir möchten, daß hessenweit diese faire Unterrichtsmethode wieder zwingend angewandt wird. In Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg hat man aus dem katastrophal schlechten Leistungsstand bereits die Konsequenz gezogen und Schreiben nach Gehör verboten.

Die Kinder sollen nicht mit Glück an Lehrerinnen geraten, die erkannt haben, daß die Methode „Schreiben nach Gehör“ Schreiben verhindert. Alle Kinder sollen die Chancen Lesen und Schreiben zu lernen und das mit der besten Methode!

Daher bittet die AfD-Fraktion den Kreistag zur Zustimmung zur vorgelegten Resolution!