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Exit RACISM

Einleitend sei gesagt, dass diese unter den immer häufiger und heftiger werdenden „Kampf-gegen-Rechts-Veranstaltungen“ des Kreises Groß-Gerau bislang einen neuen Tiefpunkt gesetzt hat.

Bereits in der Begrüßungsrede hört man, dass das Thema Rassismus nach dem zweiten Weltkrieg für überwunden gehalten wurde, aber weit gefehlt! Rassismus ist in die Mitte der Gesellschaft vorgerückt. Durch Sprache. Wir müssen entsprechend unsere Sprache und unsere Gedanken so gestalten, dass sie den überall lauernden Rassismus bekämpft. Als wahre Demokraten muss man sich nun auch im Kreistag mit Rassisten auseinandersetzen oder zumindest mit solchen Menschen, die mit ihrem Gedankengut ganz, ganz nah daran sind, welche zu sein. Der Kreis tut jedenfalls alles dafür, ein weltoffener zu bleiben, mit gegenseitigem Respekt, Achtung, und es mögen doch alle mithelfen, dass M.L.Kings Traum in Erfüllung geht.

Damit keine Missverständnisse aufkommen: Der Weiße ist per se Rassist! Er weiß es nur (noch) nicht, und deshalb wurde ein Fünf-Stufen-Plan entwickelt, der ihm hilft, sich einzuordnen:

  1. Negieren: Du willst dich gut fühlen, erzählst, warum du gar kein Rassist sein kannst
  2. Abwehr: innere Verteidigungshaltung, du lenkst auf andere ab
  3. Scham: Du schämst dich dafür, weiß zu sein
  4. Schuld: Du fühlst dich schuldig, weiß zu sein (Oh, die Deutschen lieben Schuldkult!)
  5. Anerkennung: Du verstehst, dass du (übrigens schon seit 500 Jahren) rassistisch sozialisiert bist. Du erkennst das Systems an, und hast von nun an eine Mission: Rassismus bekämpfen!

Mir fallen ungefähr einhundert Dinge ein, die ich gerne dazu sagen würde, z.B. dass ich ältere Menschen kenne, die bis in die achtziger Jahre in ihrem Leben überhaupt noch nie einen Schwarzen zu Gesicht bekommen hatten. Oder dass mein Kind mit einem pakistanischen Mädchen aus dem Kindergarten spielen wollte, und dies seitens der Eltern leider nicht gewünscht war! Oder dass im Krieg vertriebene Deutsche im eigenen Land als Zigeuner beschimpft worden waren. Oder dass es Ostfriesen- und Ossiwitze gibt. Oder dass wenn man als Nauheimer in den Odenwald zieht, auch nach 10 Jahren dort noch nicht dazu gehört. Oder dass es auch Rassismus gegen Weiße gibt, z.B. Rotherham/Telford oder Südafrika. Oder dass ich mich nicht (mehr) traue Menschen zu fragen, wo sie her sind, weil das schon als Alltagsrassismus empfunden werden könnte… Aber ich weiß, ich käme nicht über Stufe zwei hinaus, sobald ich irgend etwas auf die, meiner Meinung nach sehr einseitige Sichtweise, da ausschließlich auf Schwarz-Weiß reduziert, erwidern würde, und das ist das Schlimmste: ich fühle mich mundtot gemacht! Ziel erreicht!

Nun mache ich aber doch meinen Mund auf, denn ich habe den Eindruck, dass die meisten Anwesenden es nicht abwarten können, bis die gesamte weiße Happyland-Brut endlich erkennt, wo sie hingehört, nämlich mit all ihrer eingesehenen Schuld zu Füßen aller Nichtweißen! So masochistisch bin ich allerdings nicht veranlagt und noch finde ich, dass ich in meiner Heimat mehr Privilegien und Rechte haben sollte, als Menschen, die noch nicht so lange hier sind, genau wie jeder andere auf dieser Welt in seiner Heimat mehr Privilegien und Rechte haben sollte, als ich!

Ach, und übrigens: für mich wird Pippi Langstrumpfs „Negerkönig“ niemals ein „Südseekönig“ sein, denn eine Änderung ist ausdrücklich gegen Astrid Lindgrens Willen vorgenommen worden, und dies ist m.E. ein unverzeihlicher Eingriff in ein kulturelles, zeitgeschichtliches kleines Kunstwerk, das niemals auch nur im Ansatz rassistisch gemeint gewesen ist!

Dalida Dittmar

 

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